Innere Frieden finden

Haben Sie je ein schlafendes Neugeborenes gesehen? Diese Babys sind so winzig, so hilflos und wenn sie ihre Augen schließen und einschlafen, sind sie der Inbegriff von Ruhe und Frieden. Entspannt und zufrieden scheinen sie von dieser Welt zu verschwinden und in eine andere einzutreten, voller Vertrauen, dass alles gut sein wird, bis sie wieder zurückkehren. Das leuchtet uns intuitiv nicht ganz ein, weil wir Menschen als Neugeborene am verletzlichsten sind. Wir können uns kaum bewegen, sind nicht in der Lage, uns selbst zu verteidigen. Wir können nicht einmal auf eine Weise sprechen, die ältere Menschen verstehen. Deshalb müssten wir als Neugeborene eigentlich am wenigsten ruhig und friedvoll sein.

Doch warum ist genau das Gegenteil der Fall? Welches Wissen hat das kleine Baby? Es ist gerade erst angekommen, um seine menschliche Erfahrung zu beginnen. Hat es noch eine Verbindung zu „einem anderen Ort“, die es ihm ermöglicht, so friedvoll zu sein? Kennt es keine Angst? Liegt es daran, dass es sich überaus geliebt fühlt? Als Erwachsene haben wir offenbar viel mehr aufzubieten. Wenn wir bedroht werden, können wir wegrennen. Sollten wir nicht in der Lage sein wegzurennen, dann können wir kämpfen. Wir könnten um Hilfe rufen und bekämen wahrscheinlich auch Hilfe. Sollten wir angesichts dieser Gegebenheiten nicht als Erwachsene diejenigen sein, die tiefen inneren Frieden erleben?

Man würde es vermuten. Aber es scheint nur sehr selten der Fall zu sein. Wie finden wir also inneren Frieden? Wie gelingt es uns, die Augen zu schließen, einzuschlafen und uns nachts vollkommen ruhig und friedvoll zu fühlen? Und ist es möglich, uns dieses Gefühl des Friedens zu bewahren, selbst wenn wir wach sind?

Innerer Frieden bedeutet Ruhe. Sicherheit. Er basiert auf einem sehr tiefen Wissen. Jenseits einer Hoffnung oder einer Überzeugung. Es ist ein wahres Wissen, dass alles gut ist und auch weiterhin gut sein wird. Es bedeutet Vertrauen. Das Gegenteil davon ist Angst. Unwissenheit.Bei der Weggabelung, an der wir hinsichtlich der inneren Ruhe stehen, geht es daher im Wesentlichen darum, ob wir uns dafür entscheiden, voller Vertrauen oder aber in Angst zu leben. Denn beides gleichzeitig ist unmöglich.

Ich glaube, es gibt eine weitere Gabelung auf unserem Weg, die damit in Verbindung steht. Dabei spielt die Frage eine Rolle, woher wir gekommen sind, bevor wir geboren wurden, und wohin wir nach unserer menschlichen Erfahrung gehen werden. Es gibt offenbar zwei potenzielle Realitäten. Die erste ist, dass unsere Eltern Sex hatten und wir neun Monate später zur Welt kamen. Wir leben unser Leben und wenn wir zum letzten Mal ausgeatmet haben, war es das. Es gibt kein Leben danach, wir kommen nicht auf irgendeine Weise wieder zurück, sondern sind einfach tot. Uns werden lediglich die Momente unserer menschlichen Erfahrung zuteil, und wenn es vorbei ist, ist es vorbei.

Auf der anderen Seite der Weggabelung befindet sich die Überzeugung, dass wir mehr sind als nur unser physischer Körper. Dass wir ein Bewusstsein haben, das über den physischen Körper hinausgeht. Da ist dieses Wesen, das fragt „Wer bin ich?“, und das begreift, dass die Frage nicht aus unserem Gehirn oder einem anderen Teil unseres physischen Körpers stammt, sondern von irgendwo anders her. Wenn die erste Antwort auf diese zwei Möglichkeiten die richtigere ist, dann könnten wir jeden Moment unseres Lebens einfach maximieren. Danach ist es vorbei. Und es gibt keine zweite Chance. Wenn wir am Ende angekommen sind, war‘s das. Wir könnten einfach furchtlos, mutig, abenteuerlustig und wagemutig sein. Die Dinge ausprobieren, die wir ausprobieren möchten. Auf authentische Weise wir selbst sein. Das Leben führen, das wir führen möchten. Und wir könnten dabei einfach innerlich ruhig und friedvoll sein.

Aber was ist, wenn die andere Seite der Weggabelung die richtige Antwort bereithält? Wenn wir bereits existierten, bevor wir geboren werden? Etwa als Geist, als Seele oder irgendeine Energieform? Wenn wir nur für eine gewisse Zeit eine menschliche Form annähmen, um die Existenz als Mensch zu erleben. Und wenn wir, nachdem der menschliche Körper gestorben ist, wieder das würden, was wir vorher waren. Nun, wenn das der Fall ist, könnten wir uns ebenso gut von unseren Ängsten verabschieden. Denn dann wäre unser momentaner Zustand nur vorübergehend. Vielleicht sollten wir die Chance genießen. Wir könnten einfach furchtlos, mutig, abenteuerlustig und wagemutig sein. Die Dinge ausprobieren, die wir ausprobieren möchten. Auf authentische Weise wir selbst sein. Das Leben führen, das wir führen möchten. Und wir könnten dabei einfach innerlich ruhig und friedvoll sein, da wir wüssten, dass wir – egal was hier auch passieren mag – wieder zu unserem anderen Zustand zurückkehren, wenn es hier vorbei ist.

Die Erkenntnis, dass diese beiden sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, wie das Leben funktionieren könnte, sich letztlich entsprechen, hat eine lebensverändernde Wirkung. Falls es Ihnen schwerfällt, in einem friedvollen Zustand innerer Ruhe zu leben, ist diese Erkenntnis hoffentlich so stark, dass Sie es sich erlauben, eine Weile darüber nachzudenken. Und das nicht nur ein Mal, sondern jedes Mal, wenn Sie Angst erleben und sich innere Ruhe und Gelassenheit wünschen. Als begleitende Übung dazu sollten Sie die innere Ruhe zwanglos antesten. Probieren Sie es einfach aus. Beginnen Sie mit einer Minute. Vielleicht gleich zu Tagesbeginn oder im letzten Moment Ihres Tages, kurz bevor Sie einschlafen. Erlauben Sie es sich, im Geist die Gedanken zu hegen: „Alles ist gut. Und alles wird auch weiterhin gut sein.“ Sie können diese Sätze sogar laut aussprechen, wenn Sie möchten. Probieren Sie das eine Woche lang aus. Jeden Tag jeweils nur eine Minute lang. Beobachten Sie, welche Wirkung das auf Sie hat. Wenn Sie möchten, können Sie bei dem ersten Satz sanft einatmen und bei dem zweiten langsam ausatmen. Das hat eine sehr beruhigende Wirkung.

So verrückt es auch klingen mag, Sie sollten nicht überrascht sein, wenn Sie feststellen, dass Ihre Mundwinkel sich nach oben bewegen, während Sie die beiden Sätze sagen. Wahrscheinlich werden Sie auch bemerken, dass ein Gefühl der Zentriertheit Sie überkommt. Darüber hinaus werden Sie auch Ihr Herz spüren. Ein Bewusstsein in diesem Teil Ihres Körpers. Die Tatsache, dass all dies geschieht, nur weil Sie zwei Sätze sagen, ist wirklich beeindruckend. Es ist fast so, als würden der Körper und vielleicht auch das Bewusstsein sagen: „He, du hast es erfasst! Du hast recht. Das ist wahr. Zum Glück hast du dich daran erinnert.“

Wenn Sie diese Übung eine Woche lang gemeistert haben, entscheiden Sie, was Sie als Nächstes tun wollen. Sie können es sich erlauben, die Sätze ein Mal pro Woche zu sagen, wenn Sie Angst empfinden. Wenn das gut funktioniert, können Sie es zwei Mal pro Woche probieren. Falls Ihnen die Wirkung der Sätze gefällt, wenn Sie diese morgens oder abends sagen, dann seien Sie so frei und probieren Sie aus, wie es ist, sie sich zu beiden Zeiten vorzusprechen. Wenn das gut funktioniert, versuchen Sie in ein paar Wochen, das Ganze zwei Mal anstatt ein Mal zu sagen. Unser Geist und unser Körper gewöhnen sich sehr an verschiedene Zustände. Wenn wir innere Ruhe empfinden, und sei es auch nur während einer Minute pro Tag, kann das unseren Geist und unseren Körper daran erinnern, wie gut es sich anfühlt. Was uns dazu inspiriert, mehr davon zu wollen.

Das kann uns dazu veranlassen zu beobachten, auf welche Weise wir von unserem Umfeld beeinflusst werden. Vielleicht können Babys deshalb so friedlich schlafen, weil sie keine Smartphones haben. Handys können großartig sein, um besondere Momente mit der Kamera festzuhalten, um mit Freunden zu sprechen, um Wegbeschreibungen zu erhalten … Je nachdem, was wir lesen, können Sie uns allerdings auch eine Unmenge von Angst bieten. Eine Geschichte nach der anderen über irgendeine Tragödie, über eine hasserfüllte Tat, irgendeine Form von Grausamkeit.

Früher waren wir diesen Dingen nur in einem begrenzten Maße ausgesetzt, einfach deshalb, weil nicht so viele solcher Dinge in einer kleinen geografischen Region passieren. Aber heutzutage können die Ereignisse der Welt sofort zusammengetragen werden. Und angesichts der zahlreichen Möglichkeiten lässt sich genug finden, um die Newsfeeds immer wieder mit Inhalten zu füllen, die auf Angst basieren. Es ist schwer, unseren Geist mit solchen Dingen zu füttern und gleichzeitig innerlich ruhig und entspannt zu bleiben. Wir können weiterhin funktionieren, aber dabei kommen wir nicht zur Ruhe. Wenn wir allerdings von den angstbasierten Inhalten des Tages abschalten, erhalten wir erneut die Chance auf innere Ruhe. Und das ist fantastisch. Wenn wir uns das nicht bewusst machen, was fangen wir dann mit unserer freien Zeit an? All die Minuten des Tages müssen wir irgendwie füllen. Sonst würden wir gelangweilt dasitzen. Und an diesem Punkt wird das Spiel noch faszinierender. Vielleicht finden wir Inhalte, die uns eine andere Energie verleihen. Podcasts, die uns zum Lachen bringen. Websites mit kurzen Geschichten über Themen, die wir wirklich interessant finden – wie etwa altägyptische Artefakte, biologische Anbaumethoden oder irgendetwas anderes aus Tausenden von Themen.

Nun widmen wir uns der persönlichen Auswahl. Wir gehen zurück zur Weggabelung und machen uns Folgendes bewusst: Egal welche der beiden Optionen die richtige ist, wir könnten so oder so ein großartiges Leben führen. Und das führt uns zu der Frage: „Wie sieht ein großartiges Leben für mich aus?“ Innere Ruhe und Frieden gehen, wie gesagt, mit einem Nichtvorhandensein von Angst einher. Zudem basieren sie auf einem Gefühl der Sicherheit. Wenn wir sicher wissen, in welche Richtung unser Leben sich entwickeln soll, ist das einer der wirksamsten Aspekte, um Gelassenheit, Vertrauen und Ruhe in unser Leben zu bringen. Wenn wir uns diesbezüglich nicht sicher sind, versetzt die ständige Ambiguität unseren Geist in ständige Alarmbereitschaft. Dann müssen wir jeden Moment intensiv analysieren und darüber nachdenken. Zögern, Unsicherheit und Zweifel herrschen in unseren Gedanken vor.

Ein friedvolles Baby, das sich zu einem gestressten Erwachsenen entwickelt, ist ein Beispiel dafür. In gewisser Weise werden Sicherheit und Ruhe durch Unsicherheit und eine damit zusammenhängende Angst ersetzt. Als unterstützende Übung zur Förderung der inneren Ruhe sollten Sie es sich erlauben, das Gefühl der Sicherheit zuzulassen. Genehmigen Sie es sich also zu entdecken, was Ihnen ein Gefühl der Erfüllung schenkt. Und verwirklichen Sie dann dieses Leben. Beginnen Sie mit einer Minute pro Tag. Egal welche Richtung an der Weggabelung tatsächlich die richtige ist – ob dieses Leben letztlich alles ist oder ob es lediglich eine vorübergehende Exkursion auf unserem Weg ist – Sie werden auf diese Weise zufrieden damit sein, wie Sie die wertvollen Momente Ihrer Existenz verbringen.

In meinem Buch Das Café am Rande der Welt sagt eine der Personen: „Wir haben keine Angst davor zu sterben. Wir befürchten vielmehr, am Ende unseres Leben zu erkennen, dass wir nicht gelebt haben.“ Wenn wir genau wissen, welche Pfade wir im Leben beschreiten möchten, und das dann auch tun, beschert uns das aus genau diesem Grund innere Ruhe und Frieden. Denn wir können keine Angst davor haben, keine Chance zu bekommen, etwas zu tun … wenn wir es bereits getan haben.

Ich wünsche Ihnen einige überaus besondere friedvolle Momente.

John Strelecky

 

BIG FIVE FOR LIFE Seminar & Consulting GmbH
Offizieller Seminarveranstalter der Big Five for Life-Seminare
nach der Philosophie von John Strelecky

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