Manchmal sagt der Verstand, dass man doch glücklich sein müsste, aber es fühlt sich nicht so an. Was ist falsch?

Meiner Frau und meinem Sohn geht es gut. Ich habe einen ausfüllenden Job und ein gutes Team. Mein Haus mit einem großen Garten liegt in einem Ort, wo andere Urlaub machen. In der Garage steht ein schönes Cabrio. Wir können jedes Jahr mehrere Wochen im Winter in die Sonne entfliehen. „Da muss man doch zufrieden sein!“ sagt der Verstand und sagen meine Freunde und die Familie. Aber dann kam alles anders.

Ein Wink des Schicksals

Ich bekomme durch einen Wink des Schicksals die Bücher von John Strelecky „Das Café am Rande der Welt“, „Safari des Lebens“ und „The Big Five for Life“ in die Hände. Die Geschichten regen mich an, noch einmal über mein Leben nachzudenken. Was sind meine Herzenswünsche? Welche ‚Big Five‘ möchte ich erleben, damit mein Leben im Sinne einer erfolgreichen Safari am Ende erfüllt war? Und dann treffe ich mit meiner Frau die Entscheidung, unsere ‚Big Five for Life‘ zu definieren. Nach alter Managementgewohnheit stelle ich mich ans Flipchart und wir beide diskutieren unsere gemeinsamen Big Five for Life. Das ist ja ganz logisch, dass wir im Alter im Süden leben wollen, dass wir unsere Finanzen und unsere Gesundheit im Fokus haben. Wir stellen eine Familienstrategie auf. So wollen wir uns einen zufriedenen Lebensabend sichern.

Und dann passiert etwas für mich Unverständliches

Ein paar Tage später erklärt mir meine Frau, dass sich diese ‚Big Five for Life‘ nicht gut anfühlen. Sie wird für sich Eigene formulieren. Als Betriebswirt verstehe ich das nicht. Wir haben doch ganz klare, gemeinsame Ziele vereinbart. Die sind richtig und wichtig – und so macht man das doch? Was hat das mit Gefühl zu tun? Ich bin nun etwas verstört. Was steckt dahinter? Das muss ich mal recherchieren. Daraufhin habe ich ein Seminar bei John besucht und mir wurde einiges klar:

Mein Zustand der Zufriedenheit wurde erzeugt, weil mein Verstand gesagt hat, dass ich in meinem Leben doch so vieles erreicht habe. Da muss man zufrieden sein. Die ‚Big Five for Life‘, die ich aufgeschrieben habe, entsprangen meinem Intellekt. „Das macht man so.“ „Das braucht man.“ Ich habe Ziele formuliert, die mehr durch das Außen beeinflusst waren, als durch die Dinge, die ich liebe. Zufriedenheit verwechselte ich mit Glücklichsein.

Das war der Schlüssel!

Als ich erkannte, dass ich es mir wert sein sollte, auf meine Gefühle zu hören, begann ein neuer Lebensabschnitt. Ich habe inzwischen viele Menschen kennengelernt, die das für sich selbst schon eher erkannt haben. Aber in meiner Berufswelt standen das logische Denken und das Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung im Vordergrund. Da funktionierte ich und passte mich an. Ich übernahm das Verhalten, dass ich zufrieden sein muss. Und dann wird sich das Glück schon einstellen.

Macht mir das Freude?

Ich lernte in den folgenden Monaten, mehr auf mein Herz zu hören in dem Sinne, dass ich mich bei vielen Entscheidungen fragte: Macht mir das Freude? Bringt mich diese Entscheidung meinen ‚Big Five for Life‘ näher? Glück fühlt und erlebt man in der Gegenwart. Es hilft nicht, dieses Glück nach dem materiellen Wert zu bemessen. Wenn dieses Argument herangezogen wird, dann entscheidet der Verstand, dass man jetzt glücklich sein muss, aber es entsteht kein wahres Glück. Glück ist, wenn das Herz hüpft.

Von Peter Dunkhorst

Auszug aus maaS Magazin No. 7 ‚Gefühl und Verstand‘

von Anita Maas