Im Moment weiß ich es ganz genau! Ich sitze auf der Couch, bin fix und foxy, habe mir einen perfekten Latte Macchiato gemacht und knabbere an einem Apfel. Oh Gott, ist das lecker! Das ist nichts, was ich als etwas Ausgefallenes bezeichnen würde. Aber in meinem momentanen Zustand schmeckt es einfach himmlisch.
Was ist passiert? Einem plötzlichen Entschluß folgend, habe ich mich -es ist Ende Februar- passend angezogen, und bin mit meinen Werkzeugen und der großen Heckenschere in meinen Garten gegangen. Wenn ich so richtig Tatkraft habe, nenne ich es: Ich verändere das Angesicht der Erde -zumindest in meinem Zugriffsbereich. Das war gerade so ein „Anfall“. Die Ideen kommen beim Tun. Ich hatte vor, mit der Heckenscherea alles abzuschneiden, was sich trocken rund um den Teich in den Himmel reckt. Aber nach einem ersten Kontrollschnitt sah ich die etwas traurig und unförmig gewachsenen Buchsbaumkugeln, die dringend einer neuen „Frisur“ bedurften. Knatter, knatter, immer weiter frisiert und dabei wie ein Schießhund aufgepaßt, daß ich nicht das Kabel mit meinem Tatendrang metzle (das ist mir leider schon passiert -puff!),. Ich schäle aus den formlosen Gebilden wieder schöne runde Kugeln. Klein, mittel und groß aufsteigend, das sieht sehr hübsch aus vor dem hohen, immergrünen Bambus. -Und wie ausgezeichnet das riecht!
Bei dem Geruch von Buchsbaum muß ich immer an meine Kindheit denken. Wir wohnten neben einem Schwesternhaus, in dem Nonnen einen wahrhaft zauberhaften Klostergarten mit akkurat geschnittenen Buchsbaumhecken kultivierten. Diese Buchsies wurden öfter als meine geschnitten, und ich ging dort in den Kindergarten und habe mich öfter in den Garten verdrückt, weil es da so lecker nach Buchsbaum und den vielen anderen mir damals noch unbekannter Pflanzen roch.
Derart beflügelt durch guten Geruch, wieder aufgefrischtes Design und die Befriedigung meines Gestaltungsdrangs kam dann die Teichumrandung dran. Die Sonne schien schon so schön warm auf meinen Rücken und die dicke Jacke landete am Haken. Das Wasser im Teich schimmert klar und rein, ich bilde mir ein, schon die ersten kleinen, grünen Blättchen der Seerosen zu entdecken und freue mich auf das Leben in diesem kleinen Gewässer. Es sieht im Sommer so schön aus, wenn Die Seerosen sich entfaltet haben und die kleinen, grünen Teichfrösche auf diesen Blättern sitzen und sich sonnen.
All diese Schnittaktionen machen auch eine Menge Abraum, den ich zusammenharke und ihn irgendwie in die große Komposttonne befördere. Ich bin ein Meister des Quetschens und bringe es fertig, um die Staumöglichkeiten zu vergrößern, in die Tonne hineinzusteigen und auf den Abschnitten herumzuhüpfen, um das Fassungsvermögen zu optimieren. Das klappt alles ganz best, ich bin stolz und freue mich über diese gelungene Aktion. Sieht doch alles schon ganz prima aus! Jetzt noch dieses kleine Stück abmähen und ich hab´s fertig. Ich schmeisse die Heckenschere an und denke mir, dass sich zu dem feinen Geruch von Grünem gerade etwas mischt, das eher wie Maschine riecht. Ein Blick auf mein Elektrogerät sagt mir, dass es wohl dringend eine Pause braucht. Wahrscheinlich täusche ich mich, doch ich meine ein kleines Wölkchen aus den Lüftungschlitzen aufsteigen zu sehen. Sie rattert noch, aber ich nehme diese Ansage ernst.
Das ist der Moment, um das ganze Werk noch einmal mit etwas Distanz zu betrachten. Es glänzt im Sonnenschein und sieht einfach schön aus! Die Hände in die Hüften gestemmt, stelle ich fest, dass auch bei mir etwas zu qualmen scheint. Ich schwitze und meine Knie zittern ein wenig. So einen Einsatz habe ich das letzte Mal im Herbst gehabt. Diese Arbeit ist anstrengend und ungewohnt. Ich bin dankbar für die Ansage meines Werkzeuges und beschließe, dass es mit dem Aufräumen für heute getan ist.
Während im mich umziehe (Regenhose aus und nasse Socken in die Wäsche -ich hatte eine Handbreit zu tief im Ufer gestanden), stelle ich fest, dass ich noch so voll von frischer Luft und Sonnenschein bin, dass ich am liebsten draußen sitzen bleiben möchte. „Vernünftig ist das nicht!“ meldet sich meine innere Stimme -und sie hat recht. So verschwitzt im kalten Wind zu sitzen, ist wohl zu viel des Guten.
Doch ich kann meinen Vormittag krönen mit diesem eingangs erwähnten Tässchen Café und dem leckeren Apfel. So einfach ist das Leben und das Glücklich sein! Ich konnte in dieser kurzen Zeit gleich zwei von meinen Big Five for Life leben:
- Mich in der Natur bewegen und sie genießen und
- mit meiner Kreativität Dinge gestalten
Für mich ist das Glück. -Und es hat (wenigstens) diesmal gar nichts gekostet, (denn das Verlängerungskabel ist ja noch heile!). Die Erschöpfung ist die Belohnung für diese erfüllende Tat.
Danke für diesen großartigen Beitrag! Das ist so lebendig geschrieben, ich habe das Gefühl, dabei gewesen zu sein.
Ja, die Verwirklichung der Big Five for Life muss nicht zwangsläufig Geld kosten. Es geht um die Achtsamkeit und das Bewusstsein – ich tue gerade etwas für meine Big Five.