Die folgende Geschichte gefällt mir besonders gut. Sie zeigt, dass Menschen, wenn sie etwas lieben und nicht vom Chef ausgebremst werden, Außergewöhnliches leisten.
Die Geschichte zu dem Bild: Ich war Gast bei einem Jahreshöhepunkt vom Businessclub Hamburg (www.bch.de). Es war das Golfturnier zum Abschluss der Matchplaysaison. Nach einem langen Tag auf dem Golfplatz waren wir Abends zum Galadiner im Businessclub. Wir wurden bekocht und bedient vom clubeigenen Personal. Es war ein fantastisches Essen. Alles hat geklappt. Der Küchenchef ließ uns vorher ausrichten, dass vom Golfplatz einige Sachen geschickt worden seien, die wir Spieler dort vergessen hatten. Wir schauten uns etwas unsicher an und griffen gleich nach dem Handy und dem Autoschlüssel.
Das Bild zeigt das Dessert
Aufgelöst wurde dieser Hinweis, als uns das Dessert serviert wurde. Jeder bekam individuell das Smartphone mit seinem Bild serviert. Bei etwa 100 Gästen eine brillante Leistung. Alleine der organisatorische Aufwand von allen Gästen vorher aktuelle Fotos anzufordern. Und dann noch die Vorbereitung für das Servieren. Wir waren beeindruckt.
Peter, der Geschäftsführer des Businessclubs, erzählte dann, dass er selbst überrascht war, sein Konterfei auf seinem Dessertteller zu sehen. Er wusste von dieser Aktion nichts. Die Mannschaft hatte die Idee gehabt, während er die letzten zwei Wochen im Urlaub war. Und sie hatten für diese Aktion über die Abteilungen hinweg (Küche, Service, Veranstaltungs- und Mitgliedermanagement) zusammengearbeitet, um ihren Gästen gemeinsam einen besonderen Abend zu bescheren. Das war gelungen. Und ich habe – glaube ich – fast jeden gesehen, wir er auch ein Foto von seinem Dessertteller zur Erinnerung gemacht hat.
Der Abschluss des Abends
Diese tollen Sachen können nur entstehen, wenn Menschen mit vergleichbarer Einstellung und ohne Zwang ihre Ideen frei austauschen. Und wenn jeder, der noch einen Verbesserungsvorschlag hat, angehört wird. Ich bin mir sicher, dass keiner gemurrt hat, weil nun einige Sachen komplizierter in der Menügestaltung geworden sind. Sie hatten alle die Wirkung ihrer Ideen im Blick. Nach dem Essen haben sie sich alle noch vorgestellt und unseren Dankesapplaus sichtlich genossen.
Peter, ich kann auch von einem ähnlichen Erlebnis, bzw. ähnlichen Ergebnissen berichten. Ich kam von einer Schule, in der es für / von Kollegen einen eigenen Weinkeller mit gemeinsamen Weinproben und Weineinkäufen gab, mehrmals im Jahr gemeinsames Kochen zelebriert wurde.
Nach der Beförderung an eine andere Schule gab es zwar keinen eigenen Weinkeller , aber neben dem üblichen Betriebsausflug auch immer von einem Kollegen organisierte Fahrten , z.T. mit Übernachtung, für die er auch die wesentliche Finanzierung sicherstellt. Die kollegialen Kochevents waren immer ein Highlight.
Als mein Alter sich während meiner absehbar endenden Dienstzeit ein letztes Mal nullte, wurde ich von den Kollegen von zu Hause abgeholt und in die Schulküche gebracht. Ich war völlig überrascht worden. Dort empfingen mich alle Kollegen und eine Köchin mit marokkanisch-französischen Wurzeln, die dann mit uns ein 8-Gang-Menue kochte, im wahrsten Sinne auch zelebrierte, zudem mir das Kollegium auch noch die Rezepte mit erläuternden Texten gebunden überreichte und der Essraum entsprechend geschmückt worden war.
Nachgefragt, wie sie gerade auf diese beiden Länder kamen, lächelten einige Kollegen und erzählten, dass ich doch vor ein paar Jahren dem Kind eines Kollegen eine meiner Examensarbeiten zum Thema Kolonialpolitik in diesem Bereich gegeben hatte.
Das Kollegium war stolz, dass es ihnen gelungen war, mich so zu überraschen und genau meinen Geschmack getroffen zu haben.
An die gemeinsamen Fahrten nach Weimar, an die Nordseeküste, an den Mittelrhein, ins Bergische, zur Sonnenfinsternis, zu Theaterpremieren, bei der Erspielung der Platzreife für das Kollegium, den Radausflügen entlang einzelner Flüsse erinne ich mich gerne.
Einerseits weiß ich, dass es immer einzelner Personen bedarf, solche Ideen in die Tat umzusetzen, dass solche Phänomene auch davon abhängig sind, dass diese Personen “ihre” Tradition aufrechterhalten. Stellt man aber fest, dass nach einer Versetzung, einer Pensionierung oder einem Tod die “Tradition” sich fortsetzt, kann man wirklich voller Stolz und mit Fug und Recht sagen, die Kollegen, die Mitarbeiter, haben einen Weg gefunden, gemeinsame Ziel zu finden und auch zur Begeisterung aller, in die Tat umzusetzen.
In diesem Sinne eine schöne Woche.