Mein Beruf ist es, Menschen die zu mir kommen, erst einmal verstehen zu wollen. Sie sind aus irgendwelchen Gründen erkrankt – chronisch erkrankt. Zu Beginn meiner Passion, diesen Menschen zu helfen, stand die Neugierde gemeinsam mit ihnen zu eruieren, was sie dazu geführt hat, sich in eine Art Einbahnstraße zu begeben und sich mit Mitteln betäuben zu müssen. Neben therapeutischen Weiterbildungen und eigener Persönlichkeitsentwicklung vertrete ich die Haltung, möglichst ein selbstbestimmtes Leben zu führen und andere daran teilhaben zu lassen und zu begleiten, wieder zu mehr Autonomie und raus aus den Abhängigkeiten zu gelangen.
Im Laufe der vielen Berufsjahre in denen ich als Angestellte in Klinikkonzernen tätig war, erschien es mir, dass die Hilfe – und heilsuchenden Menschen zunehmend als Wirtschaftsfaktor gesehen wurden. Die zwischenmenschlichen tragfähigen Beziehungen traten immer mehr in den Hintergrund, es ging um Kostenersparnis, Überstunden, zunehmende Dokumentation und das alles unter dem Deckmantel irgendeines „Qualitätsmanagements“. Ich wechselte häufig in diesem Berufsfeld die Arbeitsstelle, weil ich nicht bereit war, mich mit einem System um sich selbst zu drehen, welches sich immer weiter von den ehemals humanistischen und ethischen Werten entfernt. Ich wollte mir doch meine mir wichtigen Maxime bewahren.
Was ich in dem einen Unternehmen mied, fand ich in dem anderen wieder…alles in allem hatte ich das Gefühl, ich mache mich abhängig von desolaten Strukturen und stellte fest, dass mir immer weniger Zeit für die Umsetzung meiner Bedürfnisse blieb – geschweige denn, dass ich Gefahr lief, sie gar nicht mehr wahrzunehmen. 2013 entschied ich:
„Ich möchte mich nur noch mit schönen Dingen beschäftigen“
Dazu fielen mir Wanderungen in der Natur ein. Raus aus dem beruflichen „Wahnsinn“ und rein in den Wald. Des Weiteren wurde ich mir wieder bewusst:“ Ich möchte mir meine Authentizität bewahren“. Mir war klar, dass dies darauf hinauslaufen musste, das Arbeitsverhältnis, in dem ich mich als Mitarbeiterin befand, aufzugeben. (Autonomie vs. Abhängigkeit) Da meldete sich ein Anteil in mir, der mir einsuggerierte: „Wovon willst Du leben? – Du bist eine bestbezahlte Therapeutin. Du willst Deine Existenzsicherung aufgeben? Niemals!“
Es begann eine innere Auseinandersetzung mit dem, was meine Existenz denn wirklich ausmacht: zu 90 % beschränkte sie sich auf das Materielle. Kaum auf meine Gesundheit, meinen Körper, mein Wohlbefinden, meine klaren Gedanken, meine Freude und meine sozialen Kontakte. Ich fragte mich: „Lohnt es sich jeden Tag 150 km auf der Autobahn zu verbringen, um zu einer Arbeit zu fahren, die mein Leben ausmachen soll, aber mir nicht gut tut? – Nein! Und: ZUM TEUFEL MIT DEN EXISTENZÄNGSTEN!!!
MUT TUT GUT
Immer und immer wieder überwogen die Gefühle von Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit sowie die Gewissheit, dass ich so nicht weitermachen kann. Vom Bewusstwerden alleine ändert sich allerdings nichts – ich musste ins Handeln kommen. Schlaflose Nächte begannen sich zu häufen. Ich brauchte keine äußere Sicherheit – ich brauchte nur MUT…
Am 14. Februar 2017 stellte ich einen Antrag bei meinem Arbeitgeber mit der Bitte um schnellst mögliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses.
WENN EINE TÜR GESCHLOSSEN WIRD, ÖFFNET SICH EINE ANDERE
Ich schaute in große verwunderte Augen von Kolleginnen und Kollegen als sie von meinen Vorhaben erfahren hatten. Es ist wie es ist, sonst wäre es anderes…Ich mietete einen Raum an für Trainings, Therapiesitzungen, Coachings und für Dinge, die sich ergeben werden. Ich ließ mir eine Homepage gestalten, schaltete einige Anzeigen in Zeitungen und genoss meine Zeit, die mir blieb. Drei Wochen später erhielt ich den ersten Auftrag von einem Institut für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Weitere Aufträge und Anfragen folgten.
Momentan lebe ich frei – beruflich einen bunten Strauß an unterschiedlichen Tätigkeiten und freue mich über die vielfältigen und interessanten Begegnungen mit wundervollen Menschen.
Mein Fazit: das war der richtige Schritt und es werden weitere folgen – denn das Leben ist für mich wieder lebenswert geworden und ich genieße seine unterschiedlichen Facetten. Ich lebe authentisch und bestimme selbst, was ich arbeite und wie viel ich arbeite. Auf meinen Wanderungen, bei denen mich mein einjähriger Hund begleitet, hole ich mir neue Inspirationen fürs Leben!
DANKE
Ilse Hennerkes
Heilpraktikerin f. Psychotherapie/HeilprG
Wunderbarer Beitrag von ihnen ( Ilse Hennerkes).
Das möchten ich auch selbst bestimmen was und wieviel ich arbeite.
Vielleicht möchten Sie noch mehr Einzelheiten davon berichten.
Klasse Entscheidung
Huth ab
Tanja Gaude: Danke. Dann kann ich Sie nur ermutigen, dies umzusetzen. Die Zeit, die mir bleibt ist kostbarer geworden, ich fühle mich gesünder und ausgeglichener, was sich wiederum auf meine beruflichen Tätigkeiten auswirkt. Es ist eindeutig mehr an Lebensqualität – und: Geld ist nicht alles im Leben. Die Erlebnisse in der Natur und in dem “Bei-mir-sein” sind unbezahlbar. Das alles hat auch etwas mit ein wenig Abschied nehmen zu tun. Denn ich habe Resumee gezogen, welche Lebens – mittel tatsächlich lebensnotwendig sind. Das alles ist natürlich eine Definitionssache und für jeden unterschiedlich. Aber es fand bei mir ein Umdenken statt und ein Abschied von einigen Konsumgütern.
Liebe Ilse,
dein Beitrag hat mich genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht. und es ist schön zu lesen, dass wenn man den Mut packt bzw. sich dem Leben anvertraut wirklich alles gut kommt.
ich stehe gerade auch an der Kreuzung und habe mir die Gedanken schon einige Male durch den Kopf gehen lassen, alles los zu lassen und den Job einfach aufzugeben. doch ich muss sagen die innere Sicherheit das Gefühlt ja es ist jetzt der richtige Zeitpunkt (obwohl es den nicht gibt) ist noch nicht da.
ich denke aber aus dem Grund nicht, weil ich einfach noch nicht weiss was ich will.
ich weiss dass ich so nicht mehr weiter machen möchte, auf wenn ich einen sehr guten Job habe mit einem spitzen verdienst, aber er erfüllt mich einfach nicht mehr wie auch schon.
daher bin ich auf dem Weg dahin, bin aber noch nicht ganz angekommen.
du klingst aber sehr optimistisch und positive und ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg in der Erfüllung nach dir viel Spass und Erfolg.
danke fürs teilen deiner Story!
LG Seda