Mein Mann sprach begeistert von den Büchern, die er in der letzten Zeit gelesen hatte und er wollte mir unbedingt eine Geschichte daraus vorlesen, die ihn tief berührte und so begann er: „Haben Sie je einen nebligen Morgen erlebt, Jessica? An dem der Nebel so dicht war, dass man kaum noch etwas sehen konnte?“ Jessica nickte. „Diese Geschichte handelt von einem solchen Nebel.

Stellen Sie sich ein altes wunderschönes Haus mit einer großen Veranda vor. Das Haus ist von einem weitläufigen Garten umgeben. Und dieser ist wiederum von einem dichten Wald umschlossen. Ein Pfad führt von der Veranda durch den Garten und in den Wald hinein. Und auf der Veranda steht ein Schaukelstuhl, von dem aus man den Pfad sehen kann.”

„Meiner Erfahrung zufolge“, fuhr Tutu fort, „lässt sich das Leben der meisten Menschen mit dem Platz auf dem Schaukelstuhl vergleichen. Wenn sie jedoch über das Geländer der Veranda blicken, sehen sie weder den Garten noch die Bäume. Was sie sehen, ist der dichte Nebel. Dieser Nebel  besteht aus all den Dingen, die sie nach Meinung anderer Leute tun, sehen und glauben sollten. Der Nebel enthält darüber hinaus all ihre Selbstzweifel, Ängste und Unsicherheiten, sowie all die negativen Konditionierungen, die sie im Laufe ihres Lebens verinnerlicht haben.

Sie sitzen also auf der Veranda und schaukeln auf dem Schaukelstuhl. Dabei denken sie, wenn dieser Nebel sich nur für fünf Minuten auflösen würde und sie den Weg sehen könnten, der zu dem Leben führt, das sie sich wirklich wünschen…. dann würden sie aus dem Stuhl aufstehen, die Stufen hinuntergehen und dieses Leben leben. …“Vielleicht kennen Sie die Zeilen aus dem Buch „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ (dtv) von John Strelecky, dann wissen Sie auch, wie die Geschichte weitergeht und wer es nicht weiß, liest weiter auf Seite 269.

Mit Mühe las er weiter, er hatte Tränen in den Augen und die Stimme versagte. Ich wusste, dass diese Geschichte, genau das sagte, was er im Moment lebte und erlebte. Als junger Mann hatte er einen schweren Arbeitsunfall, der dazu führte, dass er, um weiter mit Holz arbeiten zu können,  sich selbst ein Studium finanzieren musste, weil die Berufsgenossenschaft eine Unterstützung abgelehnt hatte. So wurde er Holztechniker und Schreinermeister. Dann arbeitete er jahrelang voll Freude mit Holz. Diese Arbeit erfüllte ihn – sie war sein Flow im Leben. Denn hier konnte er selbst gestalten und Gestaltung gepaart mit professioneller Holzbearbeitung, dass lag und liegt ihm im Blut.

Er entwickelte Möbelideen, die er verkaufen wollte und die man ihm stahl. Jimmi verlor seinen Glauben an die Fairness von Unternehmen. Damit nicht genug – er wurde krank, die Diagnose Morbus Bechterew. Er musste seinen über alles geliebten Beruf aufgeben und eine neue Ausbildung machen – Industriekaufmann. In diesem Beruf arbeitete er eher freudlos.

Da er über Jahre keine Schübe mehr hatte, konnte er wieder als Schreinermeister arbeiten. Nach 12 Jahren wurde er erneut krank, lange Zeit wusste niemand, was er hatte, bis er die Diagnose erhielt. Eine extreme Allergie auf tropische Hölzer – Palisander, Douglasie, Teak und Sandelholz.  Der Staub, die Berührung der Hölzer, lösten und lösen schwerste allergische Hautreaktionen aus. Den Beruf des Schreinermeisters, den er über alles liebt, der seine „Berufung“ ist, darf er nun nicht mehr ausüben.

Und nun kommen die Bücher von John Strelecky  ins Spiel. Ein Bekannter gab ihm das Buch „Das Café am Rande der Welt“.  Er bekam das Buch in einer Zeit der Sinnsuche. Warum bin ich krank geworden?  Was soll ich denn jetzt machen, mit diesem meinem Leben?  …  Er erkannte sich in diesem Buch wieder. Auch er saß, im übertragenen Sinn, im Café am Rande der Welt, an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit und stellte sich Fragen.

Plötzlich gab es Hoffnung! – und das nächste Buch! Seine Begeisterung für die Geschichten, die in den Büchern erzählt wurden – ließen mich das Internet durchforsten. Vielleicht gab es ja Seminare zu den Themen von John in Deutschland? Ich suchte danach, ohne ihn zu fragen und es ihm zu sagen! Dann fand ich die Seite von John Strelecky and Friends und schrieb eine Anfragemail. Wieso ich das Discovery PLUS Seminar im Ausseerland von vornherein aussuchte, weiß ich nicht. Es war einfach ein Bauchgefühl.

Dann kam der schwerere Part, Jimmi davon zu überzeugen, dorthin zu fahren und das Seminar zu machen. Ihn blockierte zu diesem Zeitpunkt so viel! Er hatte Angst, er hatte Selbstzweifel und er war noch immer in dem Trauerprozess, den der Verlust seiner Arbeit ausgelöst hatte. Ich aber war überzeugt, dass wenn ihm etwas helfen konnte, dann dieses Intensiv-Seminar, das auf den Grundideen von John Strelecky aufgebaut war.

Und es half!!! Und Ich kann gar nicht genug danke sagen. Danke Annika, Marianne und Astrid!

Als Jimmi zurückkam, kam der Mann zurück, den ich vor ein paar Jahren verloren hatte. „Ich bin wieder da!“, rief er.  Freude – die Stimme transportierte pure Freude.  Ich ging ihm entgegen. Wenn von einem Menschen ein Leuchten ausgeht, eine Energie, dass Funken fliegen, dann ist er unwiderstehlich. So kam er nach Hause – als LEUCHTFEUER!  Das Funkeln, das Leuchten saß nicht nur in den Augen – es hatte sich auf dem ganzen Mann ausgebreitet.

Die Trauer war der Freude gewichen, die Verzagtheit der Zuversicht, der Selbstzweifel dem Selbstvertrauen – und das ist das Beste was passieren konnte. Dass er sich wieder selbst vertraut, seine eigenen Visionen entwickelt und an diese Visionen glaubt, sie nicht mehr klein redet, sondern sie jeden Tag vor Augen hat  – nicht nur vor Augen, sondern im Kopf, in jeder Faser seines Körpers. Und dann kam der Tag, an dem er losging, als der Nebel sich zu lichten begann. Denn der Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt!

Nun möchte er ein Studium aufnehmen – Produktdesign mit 54 Jahren. Es wird sicher nicht leicht, aber es ist alle Mühe wert. Falls Sie ihn auf seinem Weg unterstützen mögen, als Firma, als Mentor oder als Mäzen, wie auch immer – wir haben diesen Wunsch auf Unterstützung ans Universum abgeben. Das Navi ist eingestellt. Über Post freut er sich unter: g.hend@online.de

Ursula Hendrich im Juni 2018