Das ist eine Aussage, die nicht jeder so ohne innehalten akzeptieren wird. Wie geht es Dir damit? Ohne Ziel ist alles was wir tun, „bestenfalls“ eine Erfahrung, aber selten effizient. Als ich mich letztens auf eine Keynote Speech für eine Gruppe von „Storemanagern“ vorbereitete, griff ich mal wieder nach dem „Café am Rande der Welt“, um einmal mehr die Geschichte von der „grünen Meeresschildkröte“ zu lesen. „Als ich mich an der Oberfläche treiben ließ, fiel mir auf, dass die Schildkröte ihre Bewegungen der des Wassers anpasste. Wenn sich eine Welle auf das Ufer zubewegte und der Schildkröte ins Gesicht schwappte, ließ diese sich treiben und paddelte gerade so viel, um ihre Position zu halten.

 Und wenn die Welle wieder zum Ozean hinausströmte, paddelte sie schneller, um die Bewegung des Wassers zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Schildkröte kämpfte nie gegen die ‚Wellen an, sondern nutzte sie für sich. Ich konnte nicht mithalten, weil ich die ganze Zeit strampelte, egal in welche Richtung das Wasser strömte. Anfangs war das noch in Ordnung, und es gelang mir, auf gleicher Höhe mit der Meeresschildkröte zu bleiben. …. Aber je mehr ich gegen die hereinrollenden Wellen ankämpfte, desto anstrengender wurde es. Und daher hatte ich nicht genug Kraft übrig, um die zurückströmende Welle zu nutzen.“*

Die Schildkröte hat ein Ziel, sie möchte hinaus auf das Meer, in ihren Lebensraum. Das macht sie von Natur aus so effizient, das heißt kräftesparend, wie möglich.

„Ohne Ziel ist jeder Weg richtig!“, das soll darauf hinweisen, dass ein Ziel zu haben und zu verfolgen, immer auch einige Wege ausschließt. In der Bereitschaft, diesen Ausschluss von Wegen zu wagen, liegt das Geheimnis vieler erfolgreicher Menschen. Jedoch – sie schließen nicht einfach „gangbare Wege“, sondern es gibt Wege, die verbieten sich förmlich für diese Menschen, weil sie für sie als nicht zielführend angesehen werden. Das Ziel bestimmt ihr Handeln.

Ich liebe es, unterschiedliche Wege zu gehen. Ich betrachte es als meine „künstlerische Freiheit“, neue Wege zu beschreiten. Ich betrachte es als gelebten „Individualismus“, neue Wege auszuprobieren. Die Aussage: „Ohne Ziel ist jeder Weg richtig!“, stört mich, nervt und fordert mich unterschwellig immer wieder. Warum das so ist, ist eine Frage, die ich auch einmal für mich betrachten sollte. Es könnte sich lohnen. Heute möchte ich aber auf die sinnstiftende Wirkung von Zielen abstellen und dem Künstler in mir hier eine klare Absage erteilen.

Also, wenn ich ohne Ziel jeden Weg nehmen kann, dann schließen sich einige Wege aus, wenn ich ein bestimmtes Ziel verfolge. Um es greifbarer zu machen, setze ich mir ein sehr klares Ziel. Ich bin in Hamburg, und ich möchte nach Bremen. Ohne das Ziel Bremen, kann ich mich in die Bahn nach Berlin setzen, der Weg ist richtig, denn ich bin ja ohne Ziel. Mit dem Ziel nach Bremen zu wollen, steige ich wohl besser in einen Zug nach Bremen. Züge nach Harburg, Buchholz oder Rothenburg ob der Wümme, sind da eine gute Wahl. Ein Zug über Lüneburg nach Hannover kann mich auch nach Bremen bringen, wenn ich in Hannover umsteige und dann einen Zug nach Bremen nehme, aber es wäre ein Umweg. Dieser Umweg könnte dann sinnvoll sein, wenn der Weg über Buchholz gesperrt wäre, ansonsten wäre er, wenn ich dabei auf den Einsatz der Ressourcen Zeit und Geld achte, „kräftezehrender“, als wenn ich direkt fahren würde. Das Ziel Bremen kann ich direkt ansteuern. Mit der Entscheidung für den „richtigen“ Zug kann ich eine direkte Zielerreichung weitgehend sicherstellen.

Wie sieht es aber mit meinen „Herzenswünschen“ aus? Ich setze hier einmal der Einfachheit halber Wünsche und Ziele gleich. Da gibt es häufig scheinbar keinen direkten Zug, den ich wählen kann, keine Fahrkarte die mich, vorausgesetzt ich habe mich nicht im Zielort vertan, zu meinem Ziel bringt. Hier gibt es viele Wege, und die meisten haben etwas damit zu tun, wie ich es gelernt habe, mit meinen Wünschen umzugehen. Meine Gewohnheiten bestimmen mein Bild von dem was zu tun ist. Für viele von Euch wäre es unsinnig beim Ziel Bremen zum Bahnhof zu gehen, Ihr würdet ins Auto steigen und losfahren oder einen Freund fragen ob Ihr sein Auto geliehen bekommt, vielleicht die Mitfahrerzentrale anrufen und fragen ob es eine gute Gelegenheit für eine „Mit“fahrt gibt. Ich denke immer zunächst an den Zug, und erst wenn sich das als „schwierig“ erweist, an andere Verkehrsmittel. Will sagen: Meine Gewohnheiten bestimmen häufig die Möglichkeiten, die ich sehe. Meine Gewohnheiten begrenzen mich in den Möglichkeiten, die unterschiedlichen Wege zu sehen.

Mit einem klaren Ziel vor Augen schließen sich also bereits eine Vielzahl von Wegen aus. Mit einer klaren Kenntnis meiner Gewohnheiten weiß ich aber auch um die Begrenztheit dieser Auswahl. Ein „Wer“, oder mehrere „Wer’s“ ** können helfen, diese Grenzen zu überwinden. Sie haben das, was ich tun, sehen oder erleben möchte, in gleicher oder ähnlicher Art und Weise getan und geben mir so die Sicherheit, dass auch ich mein Ziel, meinen Herzenswunsch erreichen kann. Ein klar formulierter Herzenswunsch, ein für mich „stimmiges“ Big Five for Life, hilft mir nicht nur beim Finden eines geeigneten „Wer’s“, sondern auch bei der Auswahl der vielen Wege zu meinem Ziel, den effizientesten und den zu meinen Gewohnheiten und Werten am besten passenden Weg auszuwählen.

Wenn Du gerne mehr zu dieser Thematik lesen willst dann schau doch einmal unter der Rubrik „Auf einen Espresso“ oder auf meinen Blog unter www.Tilo-Maria-Pfefferkorn.com,

Mehr dazu auch in meinem Vortrag „Die Big Five for Life im Alltag!“ am Donnerstag, den 15.02.18 um 19:00 Uhr  in der „online university ou24“.  Sichere Dir jetzt hier Deinen Platz.

© Tilo Maria Pfefferkorn

 

*„Das Café am Rande der Welt“, John P. Strelecky, S. 55 f. (dtv Verlag)

** „Big five for Life“, John P. Strelecky, S. 136 f. oder als Hörbuch gelesen von Tilo Maria Pfefferkorn

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