Die unabsichtliche Weltreise
Einer meiner Big Five for Life ist es, die Welt zu bereisen – und zwar ein Land für jedes Lebensjahr. Durch diese Definition „wächst“ mein Big Five quasi mit mir mit! Momentan bin ich in der glücklichen Situation, mir sogar einen „Puffer“ aufgebaut zu haben, unter anderem durch eine unabsichtliche Weltreise Anfang dieses Jahres.
Im September 2019 war ich beruflich auf einem Kongress im Ausland, während mein frisch gebackener Ehemann in seinem Job daheim war. Ein Monat zuvor hatten wir drei Wochen frei genommen – für die Hochzeit und unsere Flitterwochen, die wir auf Jamaika und in Kanada verbracht hatten.
Man möchte meinen, wir wären frisch motiviert ins Berufsleben zurückgekehrt. Leider war das Gegenteil der Fall. Wir waren beide frustriert, gelangweilt und vermissten den Sinn in unserer Tätigkeit. Über die vergangenen Jahre hatte es sich in solchen Fällen eingebürgert, dass wir einander in unregelmäßigen Abständen Dinge schrieben oder sagten wie „Wir sollten mal aussteigen“, „Wir sollten mal längere Zeit wegfahren“, etc.
Schon war es wieder soweit. Frisch verheiratet, erst seit wenigen Wochen von einer Traumreise zurück, schrieb mir mein Mann das vertraute „Wir sollten einmal für ein paar Monate verreisen“. Ich seufzte und bejahte. Üblicherweise würde dann einer von uns einen Grund finden, es nicht zu tun – die Hochzeit, die Arbeit, die Sicherheit…
Doch diesmal war es anders: Auf mein „Ja, das sollten wir…“ antwortete mein Mann: „Ich mein es ernst.“ Plötzlich wurde ich hellhörig. Nanu, bisher waren diese Floskeln nur vage Träume…? Ich schlug vor, darüber zu sprechen, sobald ich nach Hause käme.
Und das taten wir. Erstmals folgten unseren Träumen vom Aussteigen auch Taten. Mein Mann kündigte seinen Job, ich vereinbarte mit meinem Chef eine zweimonatige Auszeit. Und zwei Tage vor Silvester stiegen wir in ein Flugzeug nach Singapur – mit unseren One Way Tickets.
Entgegen meiner sonst stark ausgeprägten Neigung, Reisen im Vorhinein durchzuorganisieren, gingen wir es diesmal – auf Grund der vielen zur Verfügung stehenden Zeit – flexibler an. Sehr aufregend! Doch es hat sich bewährt.
Unser grober Plan sah vor, nach dem Jahreswechsel und einigen Tagen in Singapur über Westaustralien nach Neuseeland weiterzureisen, den Großteil des Januars dort zu verbringen und im Februar dann Ostaustralien zu bereisen sowie dort ein Volontariat abzulegen. Über einen Zwischenstopp in China sollte es dann wieder nach Hause gehen.
Doch es kam es anders als gedacht. Zuerst machten uns die australischen Buschfeuer einen Strich durch die Rechnung, dann kam noch die Coronavirus Krise hinzu. Wir waren froh, nicht alles im Voraus organisiert zu haben und flexibel auf die neue Situation reagieren zu können.
So blieben wir bis weit in den Februar in Neuseeland und konnten die faszinierenden Inseln dadurch noch besser kennenlernen und genießen. Für den Heimweg entschieden wir dann, „die andere Richtung“ einzuschlagen und legten einige Tage in Los Angeles ein, bevor wir nach Wien zurückkehrten.
Dadurch ergab es sich, dass wir, entgegen unserer ursprünglichen Pläne der Hin- und Rückreise, insgesamt einmal die Erde umrundeten. Wir folgten unserer Intuition und holten dadurch das für uns Beste aus den zwei Monaten heraus: Eine unvergessliche Reise.
Wenn wir nun von unserem Abenteuer erzählen, kommt es vor, dass unser Gegenüber meint, er oder sie würde auch gerne einmal eine solche Reise machen – meist gefolgt von einem ABER. Aber mit den Kindern geht das nicht, aber ich bekomme nicht so lange von der Arbeit frei, aber die Finanzen erlauben es nicht…
Ich glaube, es kommt dabei sehr darauf an, ehrlich zu sich zu sein. Die erste Frage ist: Ist das wirklich dein Traum? Ist unser Traum, den wir in die Wirklichkeit umgesetzt haben, wirklich auch exakt dein Traum? Oder ist Deiner vielleicht ein wenig, oder bei längerem Nachdenken vielleicht sogar sehr, anders als unserer?
Wenn der Traum klar ist – oft braucht es dafür eine Analyse der dahinter liegenden Motive – gilt es, auch bezüglich der Limitationen ehrlich zu sich zu sein. Denn von einem bin ich überzeugt: Wenn es DER Traum ist, dann gibt es auch einen Weg, ihn umzusetzen.
Wenn der Job es nicht erlaubt, den Traum zu verwirklichen, vielleicht ist der Job dann nicht der Richtige? Wenn man Kinder hat, wie wahr ist es, dass man den Traum wegen oder mit ihnen wirklich nicht zumindest in abgeänderter Form umsetzen kann? Wofür gebe ich das Geld aus, das ich für die Realisierung meines Traums benötigen würde und machen all diese Ausgaben Sinn?
Wir konnten den Schritt nur gehen, weil wir ehrlich unsere Situation analysiert haben. Als uns klar war, was wir von Herzen wollen – in unserem Fall die große Reise – haben wir festgestellt, dass alles, was im ersten Schritt dagegensprechen würde, nur Vorwände sind: innere Stimmen, die Angst vor Veränderung haben.
Ein Beispiel: Jahrelang haben wir nach Kräften Ersparnisse angesammelt, um uns eines Tages unser Traumhaus leisten zu können. Bei realistischer Betrachtung jedoch stellte sich heraus: Wir möchten uns gar nicht so sehr binden. Denn trotz aller Sparbemühungen hätten wir einen ordentlichen Kredit für das Haus unserer Vorstellungen benötigt. Damit einhergehend hätten wir niemals die Möglichkeit gehabt, dass einer von uns seinen Job riskiert oder gar kündigt, da wir dann die Raten nicht mehr bezahlen hätten können. Wir haben überlegt und abgewogen und festgestellt: Die Freiheit, zu Reisen, wenn wir wollen auch länger und öfter, überwiegt.
Wenn also heute jemand zu mir sagt „das würde ich auch gern tun“, dann versuche ich ihm oder ihr zu helfen, indem ich zuerst den Wunsch und dann die vermeintlichen Hinderungsgründe hinterfrage. Oft stellt sich dabei heraus, dass mein Gegenüber ja doch ganz andere Träume hat. Manchmal stellen wir auch gemeinsam fest, dass und wie die Gegenargumente entkräftet werden können.
Ich bin also zur Überzeugung gekommen, dass ein erfülltes Leben nur möglich ist, wenn man sich selbst kennt, ehrlich und immer wieder über die eigenen Ziele und limitierenden Glaubenssätze nachdenkt und so seinen eigenen Weg findet. Dann ist das ganze Leben eine wahre, lange Traumreise.
Sabrina
E-Mail: sabrina.farkas@outlook.com
Diese Geschichte gefällt mir sehr gut. Es berührt mich, wenn ich lese, wie Menschen ihre Träume verwirklichen, ihre Aufgaben aufgeben, ihren Blickwinkel ändern, damit Sie ihre Ziele leben. Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe meine Träume zu leben. Ich wünsche mir Freiheit. Ich werde mich lösen von meinen Mustern und Glaubenssätzen, die mich immer wieder davon überzeugen, dass es Träume geben muss, die nicht gelebt werden.
Ich werde mit mir arbeiten, damit ich meine Glaubensätze losslassen kann und in meine Freiheit gehen kann. Ich weiß dass ich das schaffe.
Ich habe es verdient mit Freude in meinem Leben glücklich zu sein.
Wow,vielen herzlichen Dank für diese Geschichte. Sehr inspirierend.
Herzliche Grüsse
Maria
LIebe Sabrina,
herzlichen Glückwunsch, das hört sich ganz fantastisch an!
Auch ich hab viele Träume in meinem Leben schon realisiert und spüre jetzt, wie gut sich das anfühlt! Weiter so, auch wenn sich das Leben mal ändert (so wie jetzt) – ist es wichtig, weiterhin Träume zu realisieren 🙂 Liebe Grüße, Sarah