John Strelecky: Es gibt eine Energie, die alles durchströmt. Eine Schwingung und eine Essenz. Man kann sie viel mehr spüren als sehen, obwohl wir durchaus sichtbare Zeichen der Verbundenheit aller Dinge erkennen können, wenn wir anfangen, nach ihnen Ausschau zu halten. Genauso gibt es auch Rhythmen und Algorithmen, die anscheinend alles, was im Leben passiert, steuern. Angefangen von der Bewegung der Wolken, über den Schlupfzeitpunkt von winzigen Insekten bis hin zu den Flugrouten der Zugvögel. Für mich ist all das Spiritualität. Es ist diese Verbundenheit, die der gesamten Existenz zugrunde liegt.

Sie ist auch in uns spürbar, in einer ganz ungewöhnlichen und zugleich spektakulären Art und Weise. So als ob wir eingebaute Rezeptoren und Transmitter besitzen, die diese Energie wahrnehmen, entschlüsseln, vergrößern, verkleinern und aussenden können. Manchmal zeigt sich die Manifestation dieser Energie in den kleinen Dingen. Wir denken an jemanden und ein paar Sekunden später klingelt das Telefon und es ist genau diese Person. Wir sind gerade dabei das Haus zu verlassen und irgendeine innere Stimme erinnert uns daran, dass wir etwas Wichtiges vergessen haben. Oder wir gehen die Straße entlang, haben plötzlich den Impuls die Straßenseite zu wechseln und kurze Zeit später fegt der Wind ein Straßenschild um, genau an der Stelle, an der wir gewesen wären. Diese kleinen Beispiele erinnern uns daran, dass diese Energie da ist. Sowohl um uns vor Gefahren zu warnen, als auch ein außergewöhnliches Leben zu ermöglichen. Und unsere Verbindungsfähigkeit ist nicht begrenzt. Je mehr wir lernen, ins Vertrauen zu gehen, zu verstehen und anzudocken, desto stärker können wir diese Quelle anzapfen.

Genauso wie wir einen Muskel trainieren und stärken, können wir auch unsere Verbundenheit und unsere Fähigkeiten beim Umgang mit der spirituellen Energie stärken. Erinnere dich an einen Moment, als du einmal eine intuitive Vorahnung von etwas hattest. An einem entscheidenden Punkt hat dich deine Intuition einfach in eine bestimmte Richtung gelenkt. Dabei waren es keine Informationen im Außen, die dich bewegt haben. Nur deine Intuition. Und beim weiteren Fortgang der Geschehnisse stellte sich heraus, dass deine Intuition ganz und gar richtig lag.

Jetzt stell dir einmal vor, wie es wäre, diese Fähigkeit auszubauen. In einem Zustand von Flow und purer Potentialentfaltung zu sein, in dem du ohne Mühe und Anstrengung jederzeit die genau richtigen Entscheidungen triffst, nicht nur in Bezug auf kleine Dinge, sondern auch in Bezug auf ganz große. Wie viel Angst würde dir das nehmen? Wie viel inneres Gemurmel und Geplapper in deinem Kopf würde damit überflüssig werden? Und was wäre noch alles möglich, nur mit dieser veränderten Einstellung?

Die besondere Gabe der Menschen
Für mich bedeutet die Möglichkeit, sich mit der spirituellen Energie zu verbinden und an sie angeschlossen zu sein, die Welt auf einem ganz anderen Level wahrzunehmen und entsprechend mit ihr und in ihr agieren zu können. Stell dir vor, wir könnten die Welt sehen wie ein Adler. Seine Sehkraft ist bis zu acht Mal stärker als die eines Menschen. Was wäre, wenn wir die Welt durch seine Augen sehen könnten? Oder wenn wir wie ein Elefant hören und zwanzig Mal niedrigere Frequenzen als ein Mensch wahrnehmen könnten?
Unsere Anatomie und Physiologie sind nicht dazu gemacht, Adler oder Elefant zu sein, aber wir sind dazu gemacht, uns mit diesem Energiefeld zu verbinden, und wenn wir dies tun, öffnen wir uns für ganz neue Möglichkeiten. Damit ergeben sich neue Gelegenheiten, unseren Genius (was immer das sein mag) auf so vielfältige und wundersame Weise auszudrücken, wie wir uns das gar nicht vorzustellen vermögen.

Als ich mein erstes Buch, Das Cafe am Rande der Welt, schrieb, kam ich gerade zurück von einem Jahr, in dem ich als Rucksacktourist um die ganze Welt reiste. Das Jahr brachte für mich in vielerlei Hinsicht Veränderung und Transformation mit sich und nicht zuletzt habe ich dabei gelernt, mich mit der Energie zu verbinden. Wenn du irgendwo bist, wo du die Sprache nicht sprichst und oder die feinen Nuancen und Gepflogenheiten nicht kennst, dann wird die Verbindung zu diesem Energiefeld eines deiner wichtigsten Werkzeuge, das du dabei hast.

Meine Verbindungsfähigkeit ist während dieses Jahres des Reisens dramatisch gestiegen. Als ich dann zurück kam und irgendetwas in mir sagte “Setz dich hin und schreibe”, folgte ich diesem Impuls. Logisch betrachtet ergab dies überhaupt keinen Sinn. Ich hatte noch nie zuvor einen längeren Text geschrieben. Ich hatte sogar noch nie daran gedacht, so etwas zu tun. Doch 21 Tage am Stück floss die Geschichte des Cafés durch mich. Ich konnte die Details des Cafés genauso scharf sehen wie ein Adler. Ich konnte die Feinheiten in den Worten der verschiedenen Charaktere wie ein Elefant heraushören. Die größte Einschränkung lag darin, dass ich gar nicht so schnell tippen konnte, wie alles durch mich hindurch schoss. Es war, als ob ich an einen Energiestrom angeschlossen war, den ich nie zuvor gekannt hatte, der jedoch immer schon existent war. Über die Jahre hinweg, seitdem ich dieses und andere Bücher geschrieben habe, sehe ich wie die Geschichte sich mit den Menschen verbindet. Sie erzählen immer wieder, wie sehr die Bücher ihnen geholfen haben.

Für mich ist genau das Spiritualität. Die Möglichkeit, eine Energiequelle anzuzapfen, die uns dazu verhilft, unser Potential zum besten und höchsten Wohle zu leben. Unsere Rolle im kosmischen Bewusstsein einzunehmen zum Wohle und zur Weiterentwicklung der anderen Menschen, der Tiere, des Planeten oder was auch immer unsere Bestimmung sein mag.
Und wie machen wir das genau?

1. Schritt: Bewusst wahrnehmen
Der erste Schritt ist die Bewusstwerdung. Ein bewusstes Wahrnehmen, was wir denken und fühlen. Ein bewusstes Spüren, auch wenn wir nicht beschreiben können, was es ist oder woher es kommt. Das Bewusstsein ist der erste Schritt, wenn wir die Energie der Spiritualität verstehen und uns mit ihr verbinden wollen. Es geschieht dann, wenn wir nicht gerade mitten im Tun, Sprechen oder Erleben sind, sondern wenn wir uns dessen bewusst werden, dass wir gerade mitten im Tun, Sprechen oder Erleben sind. Wir sind in unserem Leben immer Beobachter und Handelnder zugleich.

Wenn wir zum Beispiel zur Tür hinausgehen, auf unser Auto zugehen, hineinspringen und losfahren, sind wir Handelnder. Wenn wir jedoch im Begriff sind, die Tür hinauszugehen und uns plötzlich ein Gefühl überkommt, dass wir etwas vergessen haben, sind wir uns sowohl der Energie des Momentes bewusst als auch zugleich aktiv handelnd im selben Moment.

2. Schritt: Die Zeichen erkennen und deuten
Im nun folgenden Schritt geht es darum, unsere Verbindung zur Energie entschlüsseln zu können. Wenn wir eine Sprache erlernen, dann lernen wir den verschiedenen Lauten eine bestimmte Bedeutung zuzuordnen. Wenn wir Tisch, Auto, Hut oder Bleistift sagen, erzeugen wir Laute. Aber weil wir diese Laute zuvor mit etwas anderem in Verbindung gebracht haben, bekommen sie eine Bedeutung. Bei der Spiritualität geht es zum Teil gerade darum zu lernen, wie wir die Dinge, die wir im Moment des Bewusstseins wahrnehmen, entschlüsseln und ihnen eine Bedeutung zuordnen können. Dazu bedarf es der genauen Beobachtung und Übungspraxis, genauso wie es war, als wir als Kind das Sprechen lernten.

Manche Menschen erleben diese Schwingungen im Körper. Zum Beispiel indem der Puls plötzlich ansteigt, wir eine Gänsehaut bekommen oder uns ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Das alles können Zeichen sein, die wir entschlüsseln können. Andere Menschen erleben dies eher im Geiste. Fast wie ein Gedankenblitz, der völlig unabhängig von unserer Umgebung einfach so in uns fährt. Oder vielleicht ist es noch nicht mal ein vollständiger Gedanke, es kann einfach eine Farbe sein oder ein Erinnerungsfetzen, der plötzlich auftaucht. Mit der Zeit, wenn wir bewusster werden, beginnen wir verschiedene Muster wahrzunehmen. Mit etwas Übung werden sie wie eine andere Sprache, die wir verstehen. Der Unterschied ist nur, dass wir sie nicht in der Kommunikation mit anderen Menschen nutzen, sondern in der Kommunikation mit der Energie des Universums.

3. Schritt: Den Zeichen vertrauen und entsprechend handeln
Der nächste Schritt besteht darin, unserer Verbindung immer mehr Vertrauen zu schenken. Dies wird mit steigendem Bewusstsein immer leichter, da wir langsam beginnen, bestimmte Muster zu erkennen. Wir fühlen ein Kribbeln oder bekommen eine Gedankeneingebung und verhalten uns entsprechend, woraufhin etwas geschieht. Wir fangen an wahrzunehmen, was an positiven Dingen geschieht, wenn wir auf unsere Verbindung hören, und was an negativen Dingen geschieht, wenn wir sie ignorieren. Mit der Zeit lernen wir, diese Verbindung wirklich zu schätzen, auch dann wenn wir sie nicht erklären oder vollständig verstehen können.

4. Schritt: Trainieren und vertiefen
Zum Schluss geht es darum, dieses Verständnis und dieses Wissen um die Verbundenheit auszudehnen. Meistens verlaufen unsere Lernprozesse nicht linear. Als wir das Laufen lernten, war es nicht so, dass wir am Tag 1 einen Schritt taten, am Tag 2 zwei, am Tag 3 vier und so weiter. Auch beim Sprechenlernen war es nicht so. Stattdessen gibt es beim Lernen immer längere Zeiten des Verarbeitens, dann nochmal zaghafte Versuche und schließlich eine massive Progression bis hin zum Erreichen eines gewissen Lernplateaus, dem wiederum weitere Phasen der Verarbeitung, der neuen Versuche und der Weiterentwicklung folgen. Sich mit dem Flow des Universums zu verbinden, folgt einem ganz ähnlichen Muster. Unser anfängliches Bewusstwerden, das Lernen und die Anwendung des Gelernten bringen uns auf ein gewisses Plateau. Um darüber hinaus weiter zu wachsen, bedarf es einer neuen Phase des Verarbeitens und danach Weiterforschens.

Ablenkungen ausschalten und Verbindung aufnehmen
In der heutigen Welt mit stetigen Ablenkungen ist es recht einfach, ein erstes Plateau zu erreichen und dort zu verharren. Was in Ordnung ist, wenn jemand genau dort sein möchte. Dies entspricht dem Punkt, wenn wir beim Sprachenlernen einen gewissen Stand erreicht haben, um uns verständlich zu machen, wir jedoch die Sprache nicht fließend beherrschen. Wenn wir unsere Ver-Bindung zur spirituellen Energie weiter ausdehnen und vertiefen möchten, bedarf dies in den meisten Fällen zunächst einmal einer Ent-Bindung. Dabei geht es in erster Linie darum, uns von den Ablenkungen abzuschirmen und bewusst abzukoppeln, damit wir uns mit den ganz feinen Schwingungen im Energiefeld überhaupt verbinden können.
Es ist nämlich ganz schön schwer, ein Lied in deinem Kopf zu singen, wenn gleichzeitig ein anderes Lied, von jemand anderem in voller Lautstärke direkt neben dir gesungen, an dein Ohr dröhnt. Jetzt stell dir mal vor, es gäbe 50 Personen um dich herum und sie würden alle unterschiedliche Lieder in voller Lautstärke spielen. So ungefähr ist das Leben heute, wenn wir uns nicht bewusst für etwas anderes entscheiden.
Wirklich wundervoll jedoch wird es, wenn wir es schaffen, uns für eine Weile von der Außenwelt abzukoppeln und unsere eigene Verbindung zum Universum aufzubauen, denn dann können sogar hundert weitere Personen ihre laute Musik um uns herum spielen und wir können sie entspannt ausblenden und unsere eigene Melodie singen.

Ein letzter Punkt zum Thema Verbindung, über den es sich lohnt nachzudenken: Es existiert anscheinend ein interessantes Zusammenspiel von spiritueller Führung und Bestimmung. Je mehr wir in Einklang sind mit dem, was wir wirklich leben wollen, und somit unsere persönliche Bestimmung erfüllen, desto mehr werden wir vom Universum geführt. Und genau darum geht es auch bei der Spiritualität, nämlich zu verstehen, dass in dem Maße, wie wir unser Leben im Einklang mit unserer Bestimmung leben, das Maß an Klarheit weiter zunehmen wird. Wenn wir uns erlauben, uns für das Leben zu öffnen, das wir tief in uns wirklich leben wollen und erste Baby-Schritte der Umsetzung angehen, tut sich ein Weg auf, der uns erfolgreich durch die Algorithmen des Universums navigieren wird.

Genieße das Abenteuer!

John P. Strelecky