Meine Big Five und die Liebe zu Afrika

Passionierte Afrikareisende wissen, was die „Big Five“ sind. Büffel, Elefant, Leopard, Löwe und Nashorn. Diese beeindruckenden Savannenbewohner sind beliebte Ziele für Fototouristen und – leider auch – Großwildjäger. Daher dachte ich zuerst an einen Safari-Reiseführer, als ich 2014 zum ersten Mal von The Big Five for Life hörte. Ich ahnte nicht, wie sehr die Botschaft des Buchs von John Strelecky und meine Liebe zu Südafrika zusammenfinden sollten.

2014 las ich Streleckys Bestseller zum ersten Mal – und war begeistert. Denn mit dieser Anleitung in der Hand gelang es mir, meinen ganz persönlichen Zweck der Existenz (ZDE) in klare Worte zu fassen: Ich will in Freiheit leben und andere Menschen in ihre Freiheit führen.

Rückblickend folge ich diesem Lebenssinn schon seit langer Zeit. Denn als Personal Trainerin und psychologische Beraterin begleite ich Menschen Tag für Tag auf ihrem Weg zu körperlicher, geistiger und seelischer Freiheit. Aber das Buch hat mein Bewusstsein für diese Tatsache geschärft.

Freiheit ist ein Gut, um das man kämpfen muss. Für viele mitteleuropäische Ohren klingt so ein Satz abstrakt. Für Bewohner*innen südafrikanischer Townships ist er sehr konkret. Armut und Gewalt schränken ihre individuelle Freiheit stark ein. Sie müssen ihre Würde und körperliche Unversehrtheit buchstäblich mit Händen und Füßen verteidigen.
Diese Erfahrung hat mich zu einem meiner Big Five gebracht: Ich will Menschenleben retten. Die erste Konsequenz daraus war, dass ich mit Kampfsport und Selbstverteidigung anfing. Ich wollte in jeder Situation in der Lage sein, mich und andere zu schützen – gerade in den gefährlichen Ecken Afrikas.

Bei einer meiner Reisen lernte ich am Strand von Kapstadt eine bemerkenswerte Frau kennen: Sylke Funk. Sylke ist Familientherapeutin und lebt seit 20 Jahren in Kapstadt. Dort kümmert sich um die Familien und Kinder des Townships Imizamo Yethu im Süden Kapstadts.

Die geschätzt 60.000 Bewohner*innen von Imizamo Yethu (IY) leben in extremer Armut. Die Versorgung mit Trinkwasser ist mangelhaft. Eine Kanalisation gibt es nicht. Der Fluss Disa, der durch IY fließt, ist voller Krankheitserreger. Viele Menschen sind arbeitslos, Drogen, Verbrechen und Hoffnungslosigkeit prägen den Alltag. Die Bildungschancen sind gering. Es fehlt an allem.

Sylke nahm mich mit nach IY und zeigte mir alles. Ich war schockiert. Gerade auch im Kontrast zur sauberen, grünen Einfamilienhaussiedlung auf der anderen Seite der Hauptstraße. Ein Erbe der Apartheid: Menschen mit so unterschiedlichen Lebensbedingungen in unmittelbarer Nachbarschaft.

Sylke Funk gründete 2008 Ubuntu for Africa. Diese Freiwilligenorganisation organisiert Betreuung und Förderung für die Kinder der Townshipschule. 2015 kam Ubuntu 4 All Kinder, Jugend- und Familienhilfe e.V. hinzu. Dieser deutsche Verein unterstützt die Helfer*innen vor Ort und sammelt Spenden zur Verbesserung der Lebens- und Lernbedingungen in IY.

Dank der Spenden gibt es Förderunterricht, Musikangebote und Nachmittagsbetreuung. Arme Kinder können zur Schule gehen. Familien erhalten Lebensmittelpakete – gerade während der Corona-Lockdowns eine riesige Hilfe.

Diese Eindrücke veränderten meine Sicht. Ich will immer noch Menschenleben retten. Aber weniger mit „schlagenden Argumenten“, sondern vielmehr mit helfender Hand.

Daher habe ich 2019 die Patenschaft für drei Jungs aus IY übernommen: Frank, Owami und Ty. Mit vergleichsweise wenig Geld darf ich dazu beitragen, dass sie ihre Schullaufbahn erfolgreich beenden. Sie sollen es aus dem Township herausschaffen, einen Beruf erlernen und so selbstbestimmt, unabhängig und frei leben.

Das ist mehr als eine vage Hoffnung. Denn ich erlebe bei jedem Besuch, wie Frank, Owami und Ty ihre Chance nutzen und wie sich ihre Angst und Perspektivlosigkeit in Hoffnung und Kraft verwandeln. Das erfüllt mich mit einem unglaublichen Glücksgefühl.

Möchtest auch Du Menschen retten? Oder geht einer Deiner Big Five for Life in eine ähnliche Richtung? Es gibt noch viele Familien in IY, die Hilfe brauchen. Jede Unterstützung, mit den Händen oder dem Portmonee, ist willkommen. Informiert Euch auf http://ubuntu4all.org oder schickt mir eine E-Mail kontakt@sich-frei-bewegen.de. Ich freue mich auf Nachrichten von Gleichgesinnten.

Susanne Usko