Wenn wir Menschen auf ihrem Weg zu Ihren Big Five for Life in unseren Seminaren begleiten, fragen wir auch regelmäßig, an was sie sich mit Freude aus ihrer Kindheit erinnern. Egal, ob sie 30, 40, 50 oder 60 Jahre alt sind, fällt mir eines immer wieder auf:

Es ist die Zeit, die wir mit Freunden in Freiheit verbringen!

Geht es Dir auch so? Gerade am letzten Wochenende in Baden-Baden habe ich nach dem Seminartag noch mit meiner Co-Reisebegleiterin Annette den ersten Seminartag bei einem Glas Wein auf der sonnigen Terrasse ausklingen lassen. Und wir haben uns über unsere Kindheitserinnerungen unterhalten. Was haften geblieben ist, sind die vielen Nachmittage, an denen wir mit den Nachbarskindern auf der Straße, im Wald, in der Freiheit gespielt haben. Wo wir uns ausprobiert haben: Wie hoch kann ich auf diesen Baum klettern? Wie schnell kann ich mit dem Fahrrad fahren? Wie breit darf der Bach sein, damit ich noch darüber springen kann? Bin ich stärker als Hans?

Wir haben uns so weit von Zuhause entfernt, dass wir garantiert nicht gesehen und gehört werden konnten. Wir sind vom Radar der Eltern verschwunden. Kein Handy, keine elektronische Fußfessel. Wir sind vielleicht nach Hause gegangen, wenn wir wieder mal gestürzt waren und das Knie mehr als gewöhnlich blutete, um ein Heftpflaster zu holen. Wenn Du einmal aus deinen Kinderraugen an dir herunterschaust, waren deine Knie auch normalerweise aufgeschrammt. Gut, zum Abendbrot war dann Zeit nach Hause zu gehen. Außerdem hatte man ja auch rechtschaffenden Appetit.

Nur ganz, ganz selten – eigentlich nie – erzählen die Teilnehmer an dieser Stelle von Aktivitäten mit den Eltern. Museums- und Zoobesuche, Jahrmärkte, Urlaubsreisen, sonntägliche Spazierfahrten oder andere Dinge werden nicht erwähnt, sind nicht präsent. Die junge Generation erzählt noch vom Fernsehen und Gameboy – aber nicht von gemeinsamen Familien- und Spieleabenden.

Kindheit heute

Das ist mir aufgefallen. Es ist keine repräsentative Untersuchung. Aber nach sechs Jahren und Hunderten von Teilnehmerantworten hat dieses Muster für mich Bedeutung erlangt. Mein Thema heute ist: Was machen die Eltern heute mit der Kindheit ihres Nachwuchses? Ist es für die Kinder gut, wenn sie von den „Helikopter-Eltern“ tagtäglich zur Schule gebracht werden, vielleicht sogar bis in den Klassenraum? Hilft es den Kindern, wenn die Freizeit durchorganisiert ist mit Turnen, Musikschule, Hockey, Reiten, Familienaktiviäten? Wenn die Kinder zu jeder Aktivität mit dem Auto gefahren werden? Was haben wir erlebt, wenn wir mit unserer Clique auf dem Fahrrad zur Schule gefahren sind? Und was erlebt das eigene Kind im Fond des Autos? War es schlimm, wenn wir mit dreckigen Händen die Stulle, die Mama geschmiert hat, uns in den Mund stopften? Der Dreck knirschte vielleicht zwischen den Zähnen, aber wir hatten keine Allergien. Wir haben uns geprügelt und wieder vertragen. Dafür brauchten wir keine Lehrer- und Elternkonferenzen.

Ich möchte einen Appell an alle Eltern richten: Laßt den Kindern die Freiheit, die Ihr selbst gelebt und geliebt und für Eure so wichtige Persönlichkeitsentwicklung gebraucht habt. Das Leben ist heute nicht gefährlicher – nur anders.