„Wenn du deine Träume nicht verwirklichst, dann kannst du auch ein Gemüse sein.“ Ein legendärer Satz aus dem Film des Discovery Seminars. Zuerst musste ich auflachen, doch gleichzeitig brachte er mich zum nachdenken, zum innehalten.

Ein Gemüse sein, wer will das schon?

Niemand, ganz klar. Im Film ist dieser Satz eine Erkenntnis, zunächst abstrus und lächerlich, dass ohne ersten Schritt, ohne Aktivität und Dranbleiben, nichts erfolgen wird, was du gerne in dein Leben hereinholst. Ich gehe noch einen Schritt weiter, nämlich ohne eine erste Entscheidung erfolgt kein erster Schritt, ganz egal was du machst. Der Protagonist hatte eine Entscheidung gefällt, Schritte unternommen, musste Umwege gehen, wurde belächelt, aber er gab sein Ziel nie auf. Und sein Mut wurde belohnt. Der Erfolg er-folgte aus seinem Tun. So wie er ein-Gemüse-sein definierte, hätte er nichts unternommen, wäre entweder von anderen „aufgegessen“ oder letztendlich alt und vergammelt auf dem Müll gelandet. Kein schöner Gedanke.

Welches Gemüse bin ich?

Diese Frage ließ mich nicht mehr los. War und bin ich ein Gemüse? Und wenn ja, welches und wie zeigt sich dies?

Seit dem Finden meiner Werte eng gekoppelt mit meinen Herzenswünschen und dem ZDE gehe ich achtsamer mit mir und anderen um. Allem voran höre ich heute bewusst zuerst auf meinen Bauch und vertraue mehr meinem Gefühl als dem Verstand. Der flüstert mir bei Entscheidungen gerne erst mal ein Nein ins Ohr. Doch dieser lebenslange Prozess lohnt sich: Vertrauen in mich und ins Leben.

Das war nicht immer so. Aus Angst vor Verlust der Anerkennung, mich allein und hilflos zu fühlen, schlechtem Gewissen und schuldig fühlen, vermied ich es, echte Entscheidungen zu treffen, egal in welchem Bereich. Ich schlitterte in private und berufliche Situationen, die mir letztlich nicht gut taten und viel Anstrengung kosteten, mich zu befreien. Ich war mehr ein Treibholz, das sich anpasste, nicht wusste was ich wirklich wollte und mich mehr am Außen orientierte. Lange Zeit war mir das nicht bewusst, lief doch vieles subtil ab. Und vor allem gab ich ein anderes Bild ab, ich hatte ja alles im Griff, alles unter Kontrolle. Von wegen!

Viele Transformationen und Ängste überwindend (und da bin ich nach wie vor dabei), muss ich heute bei der Vorstellung ein Gemüse zu sein, erst mal lächeln. Ja, ich wäre ein Gemüse, kein Gammeliges, sondern ein Genießbares.

Spontan fällt mir die Tomate ein: Ein Nachtschattengewächs,  weich und nachgebend, dennoch umschließt das Fruchtfleisch eine feste Haut und dieses wiederum ein Kerngehäuse. Sie ist vielseitig verwendbar, gibt einen feinen, süßlichen Geschmack, rundet ab oder kann für sich allein genossen werden.

Rückblickend war ich schon immer sehr vielseitig und kreativ, wiss- und lernbegierig (Kerngehäuse). Doch im Außen zeigte ich eine ganz andere Seite, machte vieles im stillen Kämmerlein und allein mit mir aus (Fruchtfleisch und Haut). Auf der anderen Seite bot ich mich rot, prall und in stattlicher Größe an. Schließlich wollte ich doch in guter Erinnerung bleiben und Anerkennung erhalten. Leider war ich damit nicht genießbar, weder für mich noch für andere.

Heute, im übertragenen Sinn als Tomate, genieße ich mehr und mehr mein Leben. Und vor allem muss ich niemandem schmecken. Ich bin gerne Beilage, Suppe oder Salat. Je nach Gusto suche ich mir erst mal das Passende aus. Gut anfühlen, dann entscheiden ist meine Devise. Damit bin ich genießbar für mich und andere. Und ein erster Schritt, egal was, ist möglich. Ja, ich bin gerne so ein Gemüse. Und was bist du?