Heute möchte ich mit einem Zitat aus dem Jahr 1993 von Ricardo Semler aus dem Buch „Das SEMCO-System“ beginnen: „Wenn sich das Denken doch nur so leicht verändern ließe wie die Maschinen! Ich wette, dass es einfacher ist, eine neue Generation von Microchips zu erfinden, als eine Generation von mittleren Managern dazu zu bewegen, die Route zu ändern, die sie täglich auf der Fahrt zum Arbeitsplatz nehmen… Für mich steht fest: Seit 1633 ist uns die Technik zwar über den Kopf gewachsen, aber die Lebensqualität ist im Eimer. Wir beschleunigen nur noch unsere Defekte und können immer weniger mit anderen Menschen kommunizieren. Darum möchte ich eine neue Definition vorschlagen: Das wahrhaft moderne Unternehmen hütet sich vor einer Fixierung auf die Technik und stellt die Lebensqualität an die erste Stelle.“
Diese Erkenntnisse sind fast ein Viertel Jahrhundert alt
Und was ist zwischenzeitlich eigentlich in der Arbeitswelt, in den Führungsetagen und in der Managementausbildung passiert? Gerade habe ich ein Unternehmen besucht, dass unter wirtschaftlichen Problemen leidet. Was tut die Geschäftsleitung? Wenn der Auftragseingang sinkt, dann müssen wir die Kosten senken. Das Personal ist der größte Kostenblock. Also müssen wir hier einsparen. Wenn wir 20% Umsatzeinbruch haben, dann müssen wir 20% des Personals einsparen und die Organisationsabläufe intensiver automatisieren. Das ist noch immer die verbreitete Logik.
Und was ist mit der Lebensqualität und der Motivation des „Humankapitals“? Die Belegschaft erscheint ja nur als ein Produktions- und Kostenfaktor. Ist das richtig und auch zielführend? Es sind Menschen! Ich habe schon zweimal erlebt, was mit der Unternehmenskultur passiert, wenn Massenentlassungen anstehen. Nur selten erholt sich ein Unternehmen danach.
Unternehmerische Erfolge stellen sich nachhaltig immer da ein, wo die Menschen sich für ihr Unternehmen einsetzen. Wo sie nicht als Produktions- und Kostenfaktoren gesehen und behandelt werden. Sondern wo den Menschen die Möglichkeiten gegeben werden, sich zu erfahren und einzubringen.
Das sagt John Strelecky
Dazu ein Zitat aus dem Jahre 2009 aus dem Buch „The Big Five for Life“ : „Arbeit, um Geld zu verdienen, war gestern. Ab heute lautet das Ziel: arbeiten, um persönliche Erfüllung zu finden. Wer möchte das nicht: Jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit gehen. Einen Job haben, der einen voll und ganz erfüllt, ja richtig glücklich macht. eine utopische Vorstellung? Keineswegs!“
Wandelt sich heute etwas in den Unternehmen? Dazu werde ich positive Beispiele an dieser Stelle in loser Folge vorstellen.
Seit ich das Buch über das Unternehmen DLGL gelesen habe spukt in mir der Wunsch im Kopf herum, mich selbstständig zu machen um genau so ein Unternehmen aufzubauen. Bisher war ich der Meinung in so einem Unternehmen beschäftigt zu sein, was aber leider nicht mehr zutrifft. Ich hoffe, dass ich noch die Kraft finde dies umzusetzen, da mich die Arbeit immer beflügelt hat mit Energie sinnvoller umzugehen und keine Gebäude zu errichten, die Energy-pigs sind.
Peter, ich möchte die Aussage erweitern. Unser Hauptaugenmerk muss der Nachhaltigkeitsfaktor sein. Nur wenn die Menschen sehen, dass der Unternehmenszweck Nachhaltigkeit und die Möglichkeit der “Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung” neben dem Geldverdienen umfasst, kann der Prozess, den ich gleich skizzieren möchte, aufgehalten werden und durch deinen und Streleckys Gedanken ersetzt werden.
Zur Zeit ist es an meinem ehemaligen Arbeitsort so, dass die Vereine, ob Brauchtum, Wohlfahrt o.ä. in den letzten 15 Jahren bis zu 2/3 ihrer Mitglieder verloren haben. Dabei hat sich die Zahl der Einwohner nicht verändert, wohl aber deren Zusammensetzung. In diesem Zeitraum schloss ein Handywerk eines namhaften Herstellers ( 2.400 Mitarbeiter) und eine Steinkohlenzeche ( 6.400 Mitarbeiter). Auch wenn als Ersatz ein Hochschulteilstandort mit 2.400 Studienplätzen geschaffen wurde, lässt sich die Vereinzelung, Vereinsamung und das Ansteigen der Anteile von Menschen, die am Existenzminimum leben, überall feststellen.
Peter, lasst uns deshalb fortwährend über die nötige Veränderung der Unternehmenskultur reden, damit endlich ein Durchbruch geschehen kann
In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche.