In den letzten Monaten wurde ich durch Berichte über den Jakobsweg inspiriert. Daher beschloss ich, im naheliegenden Pfälzer Wald, für mehrere Tage auf Wanderschaft zu gehen. Meine wachsenden Erfahrungen zur Persönlichkeitsentwicklung mit den John Strelecky Büchern und der damit verbundenen „Big-Five-for-Life-Philosophie“, verstärkte die Durchführung meines besonderen Unterfangens.

Meine Ziele waren:

  1. Meine Big Five zu leben, da mich dies glücklich macht
  2. Meine Heimat die Pfalz und die Natur besser kennenlernen mit Ausblicken, Menschen, Hütten und mich selbst
  3. Herauszufinden was bei mir passiert wenn ich dem Jakobsweg-Gedanken folge.

Vorbereitung

Ich habe bei drei Wanderhütten eine Übernachtung gebucht, Zehenwanderschuhe und die Wanderapp Komoot getestet.

 Tag 1: Mittwoch, 05. August 2020

Meine Frau Jenny begleitete mich zum örtlichen Bahnhof in Karlsdorf und nach einem rührenden Abschied verließ ich meinen Wohnort, nur mit einem Rucksack.

Bei Sonnenschein startete meine Tour in Siebeldingen in den Pfälzer Wald. Bereits nach wenigen Metern war ich in der herrliche Landschaft mit Blick über Weinberge, Wälder, Täler und kleine Ortschaften. Gut positionierte Holzbänke luden zum Rasten ein.

Meine erste Hütte war das  Naturfreundehaus (NFH) Kiesbuckel. Ich bestellte einen Schwartenmagensalat. Den Außentisch teilte ich mit einem älteren Ehepaar mit dem sich gleich ein Erfahrungsaustausch über die Umgebung ergab. Nun wusste ich, dass ich hier richtig und meine Reise stimmig war.

Weiter auf dem Weg kam ich an einem der schönsten Punkte vorbei, dem Orensfelsen. Traumhaft. Eine 300° Aussicht eröffnete mir einem grandiosen Blick über die Rheinebene und über den Pfälzer Wald.

Da ich keinen Zeitdruck hatte verweilte ich hier ca. 40 min und hatte ein tolles Gespräch mit einem Ehepaar aus Cuxhafen. Dankbar nahm ich die Energie dieses Ortes.

Mein Tagesziel NFH Edenkoben erreichte ich nach 19km.

Nach dem Essen setzte ich mich an den Stammtisch an dem sich drei Personen unterhielten und wurde herzlich aufgenommen. Interessiert lauschten sie meinen Unternehmungen.

Um ca. 20:00 Uhr verließen mich der nette Wirt Martin und der Hellerhütten-pächter Ralf und ich hatte die große Hütte für mich ganz alleine. Ich ging erst mal duschen und setze mich dann  in den Aufenthaltsraum um mein Tagebuch zu schreiben und um die vielen Erlebnisse zu verarbeiten. Morgens schaute nur die Putzfrau vorbei und erzählte mir, dass sie den besten Job der Welt hatte. Stressfrei „im Wald“ morgens zu arbeiten machte sie glücklich. Eine besondere Ansicht wobei doch viele Menschen nach Macht und Ansehen streben.

Tag 2: Donnerstag, 06. August 2020

Mein Weg führte mich zum Schänzelturm und ich fand eine schöne Guten-Morgen-Aussicht vor. Mein Zwischenziel die Hellerhütte erreichte ich nach 9 km und wurde gleich freundlich von Ralf begrüßt. Leckere „Fläschknepp“ mit Meerrettichsauce, Gurke, Brot und der Besonderheit Preiselbeermarmelade waren top. Das gutes Gespräch, leckeres Essen, Wandertreiben beobachten erfüllte mich.

Ich kam am Stein des Gleichgewichts vorbei und folgte dem schönen kleinen Friedensweg um den Ort Lambrecht herum. Mit mittelschwer schmerzenden Füßen erreichte ich den Supermarkt und entschied mich für Garnelen, Gemüse und Brötchen. Ich denke, dass ich in dieser Phase die körperlichen und geistigen Merkmale der Jakobs-Pilger kennengelernt

habe. Phasenweise nur noch das Ziel vor Augen zu haben und fokussiert zu Laufen ohne geistige Abschweifungen. Keine schlimme Erfahrung, im Gegenteil.

Ich war froh als ich nach 23 km die PfäzerwaldVerein (PWV) Lichtensteinhütte erreichte. Ich zelebrierte das Kleinschneiden des Gemüses und suchte mir eine passende Pfanne. Mit hungrigem Bauch und voller Vorfreude briet ich die Garnelen und das Gemüse. Dann ging ich mit meiner Pfanne auf die große Terrasse der Hütte und genoss die warmen Temperaturen am Abend bei einem angenehmen Lüftchen. Wie Terence Hill saß ich da, und genoss das „beste Essen meines Lebens“. Ich bin an dem Tag an die Grenzen gekommen und das Gefühl, es geschafft zu haben, das Essen zu genießen, dass alleine sein – eine unglaublich tolle Erfahrung.

Tag 3: Freitag, 07. August 2020

Der dritte Tag startete sehr positiv mit einer tollen Aussicht von der Burgruine Neidenfels.
Über schöne Pfade kam ich an der ältesten PWV Hütte der Welt an. Das Waldhaus Lambertskreuz ist eine große schöne Wanderhütte mit tollem Außenbereich. In einem Liegestuhl genehmigte ich mir ein kühles Weizenbier und genoss die Situation und alles um mich herum. Meine Füße meldeten wieder ihre Existenz und ich begann mit einer Lauf-Meditation die mir Kraft gab.

Nach 17 km erreichte ich den Eckkopfturm und stieg mit letzter Energie die ca. 150 Stufen des Holzturmes empor. Die Aussicht war atemberaubend und war jede Anstrengung wert. Alleine atmete ich erst mal durch, sog die erfrischende Luft ein und lies die weitreichende Aussicht auf mich wirken.

Nach 24 km erreichte ich das Tagesziel, das NFH Groß Eppental. Von der sehr freundlichen italienischen Familie wurde ich bereits erwartet. Bei Traubensaft und Pfälzer Teller erzählte ich von meiner Reise.

Tag 4: Samstag, 08. August 2020

Morgens bekam ich ein tolles Frühstück und ein angenehmes Gespräch mit dem Wirt über seine Hüttenerfahrungen und den italienischen Familiengedanken. Dann ging es los zur letzten Wanderung welche mich um Bad Dürkheim führen sollte.

Mein erster Stopp war die nahegelegene Hardenburg. Auch die angrenzende Lindenklause lädt bei herrlichem Ausblick zum rasten ein.

Nun folgte der schöne Bismarckturm  den ich gleich bestieg und eine top Aussicht vorfand. Auch hier ist die Weite der Rheinebene sehr eindrucksvoll. Zu meiner Freunde wurde im Erdgeschoß des Turmes Kaltgetränk und Kuchen verkauft. Ich lies mich auf einer geschwungenen Holzliege nieder um den Moment zu genießen. Bad Dürkheim zeigte sich von einer sehr schönen Seite. Romantische, rustikale, malerische Straßen, Ecken und Cafés.

Resümee

Ich habe den Weg nie als Gegner sondern als Freund gesehen. Und wie in jeder erfolgreichen Freundschaft hatten wir tolle Zeiten und auch einige Herausforderungen.

Hätte mir jemand im Vorfeld gesagt, dass ich meine Reise auf 80km und 2.600 Höhenmeter ausdehne und dies erfolgreich bewältige, hätte ich dies nicht für möglich gehalten.

Ich habe vieles auf meinem Unterfangen gelernt und erfahren. Einem Ziel folgen welches nicht immer zu 100% festgelegt sein muss, die Freiheit und Flexibilität nutzen, die Einsamkeit genießen,  mit guter Planung die Ziele erreichen, mit Offenheit auf Menschen zuzugehen und wozu der menschliche Körper und der menschliche Geist fähig sind.

Es ist toll eine so schöne Gegend in der Nähe zu haben. Diese Aussichten, Wege und Menschen haben mein Leben bereichert. Ebenso ist es schön wieder zurück zu kommen zu Familie und Freunden um diese Erlebnisse zu teilen.

Ich habe meine Ziele allesamt erreicht und bin glücklich und zufrieden diesen Weg gegangen zu sein. Ich wünsche tolle Aussichten und Danke fürs Interesse

Michael

P.S. Gerne könnt ihr mich kontaktieren unter: fischer.michael@hotmail.de